Unglücklichsein ist eine Wahl
- Dr.Hakan Tetik
- 28. Apr.
- 6 Min. Lesezeit

Das Leben ist eine Reise mit endlosen Möglichkeiten, unerwarteten Überraschungen und unvermeidlichen Schwierigkeiten. Auf dieser Reise sehen manche Menschen jede neue Situation, der sie begegnen, als Chance, während andere unter der Last der Hindernisse mit Unzufriedenheit kämpfen. Es gibt jedoch eine sehr grundlegende Tatsache, die oft übersehen wird: Unglücklichsein ist eine Entscheidung, die nicht dadurch entsteht, was uns widerfährt, sondern dadurch, wie wir es interpretieren. Auch das Glück beginnt mit einer inneren Entscheidung und wird durch Mitgefühl genährt.
Reaktionen, nicht Ereignisse, sind entscheidend
Die Ereignisse, denen wir im Leben begegnen, sind an sich nicht gut oder schlecht, sie sind nur neutrale Realitäten, die existieren. Die Bedeutung, die wir ihnen beimessen, und unsere Reaktion auf sie prägen die Gefühle, die wir erleben.
Ein Misserfolg kann für die einen das Aufgeben bedeuten, während er für andere eine Gelegenheit zum Neuanfang ist. Ein Verlust kann für die einen eine Quelle ewiger Depression sein, während er für andere ein Tor zu Dankbarkeit und neuen Verbindungen sein kann.
Durch die bewusste Veränderung unserer Gedanken, der Art und Weise, wie wir Ereignisse betrachten und interpretieren, ist es möglich, die Auswirkungen des Unglücks auf uns zu verringern oder es sogar ganz zu beseitigen. Glück oder Unglück entsteht nicht durch Ereignisse, sondern dadurch, wie wir auf diese Ereignisse reagieren und sie verinnerlichen.
Die Ereignisse, denen wir im Leben begegnen, sind neutral; wie wir auf sie reagieren, liegt ganz in unserer Hand. Ein und dasselbe Ereignis kann für den einen eine verheerende Erfahrung und für den anderen eine Lernchance sein. Es ist möglich, die Auswirkungen des Unglücks auf uns zu verringern, indem wir unsere Gedanken und unsere Perspektive ändern.
Wir haben das Unglücklichsein gelernt, jetzt können wir es vergessen
Als wir geboren wurden, erlebten wir das Leben selbst, den Augenblick und die reine Existenz. Ein Baby lacht mit einfacher Freude in der Natur; selbst ein kleiner Schmetterling oder ein Wasserfall kann ihm unendliches Glück schenken. Im Laufe der Zeit haben wir von unserer Umwelt gelernt, Ernsthaftigkeit, Furcht und Angst zu empfinden. Erwartungen, soziale Normen und Erfolgsdruck haben das Unglücklichsein irgendwie normalisiert.
Ohne es zu merken, haben wir jede Angst, jede Versagensangst, jedes Gefühl, "nicht gut genug" zu sein, als natürliche Reaktion übernommen. Unglücklichsein ist zu einem erlernten Verhalten in uns geworden.
Doch jetzt ist es an der Zeit, diese Muster zu hinterfragen und einen Ausweg zu finden. Wir können wieder mit Neugierde wie Kinder schauen, durch Lachen über Fehler lernen und das Leben mit Leichtigkeit und Mitgefühl angehen. Indem wir alte Gewohnheiten, die uns unglücklich machen, loslassen, können wir beginnen, das erlernte Unglücklichsein zu vergessen.
Vergessen bedeutet nicht, es abzulehnen, sondern mit Bewusstsein eine neue Weisheit darauf aufzubauen. Denn jeder Mensch ist von Natur aus zu Glück, Licht und Liebe neigend.
Während wir als Kinder das Leben eher als Spiel wahrgenommen haben, fiel mit dem Erwachsenwerden die Last des Ernstes auf uns. Mit dem zunehmenden Ernst wuchsen auch Ängste, Befürchtungen und Gefühle der Unzulänglichkeit. Wir haben gelernt, unglücklich zu sein, ohne es zu merken. Wir können uns jedoch dafür entscheiden, die Welt wieder mit den neugierigen Augen der Kinder zu betrachten.
Die Perspektive ändern, nicht das Glück suchen
Viele von uns leben ihr Leben in dem Glauben, dass wir das Glück in der Außenwelt, im Streben nach Erfolg, im Erwerb eines bestimmten Reichtums oder in einer idealen Beziehung finden werden. Diese Sichtweise macht das Glück jedoch von einem ständigen Ziel abhängig; es fühlt sich an, als sei es immer nur einen Schritt entfernt, unerreichbar.
In Wirklichkeit geht es beim Glück nicht um die Erfüllung bestimmter Bedingungen, sondern darum, wie wir den gegenwärtigen Moment wahrnehmen. Die Schönheit des Augenblicks zu sehen, dankbar zu sein, mit Gefühlen des Mitgefühls und der Dankbarkeit präsent zu sein, selbst in einem einfachen Augenblick, das sind die Dinge, die Glück schaffen.
Wir können Glück erreichen, indem wir unsere Perspektive ändern, uns auf das konzentrieren, was wir haben, anstatt unsere Erwartungen ins Unendliche aufzublähen, und die kleinen Wunder wahrnehmen, die das Leben bietet. Glück ist eine Frage des Bewusstseins, nicht der Suche.
Kurz gesagt, auch ohne die äußeren Bedingungen des Lebens zu ändern, können wir glücklich sein, wenn wir unsere Perspektive ändern.
Glück ist nicht etwas, das man durch die Suche im Außen finden kann. Mehr zu erreichen und mehr zu verdienen, macht uns nicht automatisch glücklicher. Das Wichtigste ist, das Glück in dem Moment zu sehen, in dem wir leben, und das Leben so anzunehmen, wie es ist.
Von der Angst zum Mut
In den Tiefen des Unglücklichseins liegen Ängste, die wir oft nicht artikulieren oder erkennen können: Angst vor Verlust, Angst vor Versagen, Angst vor dem Alleinsein, Angst vor Ablehnung... Diese Ängste führen dazu, dass unser Verstand die Risiken um uns herum vergrößert und uns daran hindert, die Chancen, die das Leben bietet, wahrzunehmen.
Mut ist jedoch nicht die Abwesenheit von Angst, sondern die Fähigkeit, trotz der Angst Schritte zu unternehmen. Mut bedeutet, mit klopfendem Herzen vorwärts zu gehen; es bedeutet, mit Hoffnung durch das Unbekannte zu gehen. Wirklich befreit im Leben zu sein, ist nicht möglich, indem man die Ängste ausschaltet, sondern indem man sich mit ihnen anfreundet.
Jede Angst ist eigentlich ein Aufruf zur Entwicklung. Wo Angst ist, liegt ein großes Potenzial. Deshalb ist der Übergang von der Angst zum Mut einer der grundlegendsten Schlüssel, um von der Unzufriedenheit zum Glück zu gelangen. Jeder Schritt bringt uns einem freieren, leichteren und realeren Leben näher; trotz Angst voranzugehen, das heißt Mut zu haben, bedeutet, im Leben wirklich befreit zu sein.
Einen Zweck schaffen
Ein Leben ohne Zweck ist wie ein Segelboot ohne Kurs. Wir lassen uns treiben, ohne zu wissen, in welche Richtung wir gehen sollen, und verlieren uns in den Wellen des Lebens. Wenn es keinen Grund gibt, der einen Menschen morgens aus dem Bett holt und ihm Hoffnung und Energie gibt, wird das Leben zu einer bedeutungslosen Aneinanderreihung von Routinen.
Ein Ziel zu haben, das uns begeistert, das einen Funken in uns entfacht, vertieft den Sinn unseres Lebens. Dieses Ziel kann groß oder klein sein: ein Buch schreiben, eine neue Fähigkeit erlernen, anderen helfen oder einfach nur jeden Tag einen Menschen zum Lächeln bringen. Wichtig ist nur, dass dieses Ziel unser Herz berührt und uns auf unserem Weg begleitet.
Ein Ziel gibt uns einen Grund, neu anzufangen, anstatt angesichts von Schwierigkeiten aufzugeben. Es verbindet uns mit dem Leben, gibt unseren Bemühungen einen Sinn und wird zu einer dauerhaften Grundlage für unser Glück.
Hören Sie auf, ernst zu sein, entspannen Sie sich
Das Leben ist schon ernst genug und manchmal ermüdend. Wenn wir dann noch unsere eigenen Sorgen, Ängste und Erwartungen hinzufügen, wird es noch schwerer. Das Leben bietet jedoch eine fließendere, freudigere und freiere Erfahrung, wenn es mit Leichtigkeit und nicht mit Ernsthaftigkeit gelebt wird.
Wir sollten aufhören, zu hart mit uns selbst umzugehen, nicht mehr versuchen, perfekt zu sein, und lernen, über unsere Fehler zu lachen. Wir sollten jeden Fehltritt als Lernmöglichkeit sehen, nicht als Versagen. Wenn wir uns selbst mit Mitgefühl begegnen, schwimmen wir leichter in den natürlichen Wellen des Lebens.
Leichtigkeit bedeutet nicht nur das Loslassen von Sorgen, sondern auch die Fähigkeit, im Augenblick zu leben. Anstatt ständig an die Zukunft zu denken oder die Vergangenheit in Frage zu stellen, bringt die Gegenwart des Augenblicks eine kindliche Freude in unsere Seele.
Das sollten wir nicht vergessen: Leichtigkeit ist Freiheit des Geistes und einer der Schlüssel zum wahren Glück.
Das Leben ist schon ernst genug. Anstatt uns noch mehr aufzubürden, sollten wir lernen, über unsere Fehler zu lachen und uns selbst mit Mitgefühl zu behandeln. Leichtigkeit ist die Freiheit des Geistes.
Das letzte Wort: Sie haben die Wahl
Letztlich wird die Qualität unseres Lebens nicht so sehr von dem geprägt, was uns widerfährt, sondern von der Bedeutung, die wir diesen Ereignissen beimessen. Jeden Morgen haben wir die Chance, eine neue Entscheidung zu treffen.
Unglück oder Glück... Jeden Tag stehen wir an einem Scheideweg zwischen diesen beiden Gefühlen. Es ist leicht, sich in der Hektik der Welt, ihrem Druck und ihren Ängsten zu verlieren. Aber wir sollten diese einfache Wahrheit nicht vergessen: Der Weg zu unserem Glück beginnt mit einer inneren Entscheidung.
Es gibt keinen Grund, sich geschürten Ängsten, erlernten Mustern des Unglücklichseins und endlosen Erwartungen hinzugeben. Sie können mit einfacher, ruhiger Akzeptanz und Liebe in Ihrer eigenen inneren Welt beginnen.
Vielleicht sollten wir uns jeden Morgen diese Frage stellen:
"Entscheide ich mich heute dafür, unglücklich zu sein, oder entscheide ich mich dafür, das Leben mit Liebe zu umarmen, trotz all seiner Ungewissheiten?"
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