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Kein Erfolg im Produktmanagement ohne klar definierte Rollen!

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Wir neigen dazu anzunehmen, dass mit dem Wachstum von Produktteams die Dinge klarer werden; in den meisten Organisationen ist jedoch das Gegenteil der Fall. Rollen verschwimmen, jeder beschäftigt sich mit allem ein bisschen, aber nichts hat eine wirkliche Verantwortung. Die Folge? Strategie und Tagesgeschäft vermischen sich, es ist unklar, in wessen Verantwortungsbereich technische Entscheidungen fallen, die dem Markt präsentierte Geschichte entfernt sich von der Realität des Produkts, und die Energie des Teams verpufft in einem unproduktiven Kreislauf. Tatsächlich entwickeln die meisten Unternehmen keine „schlechten Produkte“, sondern keine guten, weil die Frage „Wer entscheidet was?“ ungeklärt ist. Eine Produktorganisation mit klar definierten Rollen hingegen beschleunigt die Entscheidungsfindung und steigert den Marktwert des Produkts. Dieser Artikel soll die oft unklaren Rollen in modernen Produktteams aufklären und verdeutlichen, wie jede Rolle auf unterschiedliche – und entscheidende – Weise zum Produkt beiträgt.

 

Einleitung: Warum sind Rollendefinitionen so wichtig?

 

Diesen Satz hört man in vielen Unternehmen:

„Wir haben auch ein Produktmanagement, aber… es ist nicht ganz klar, wer eigentlich welche Aufgaben übernimmt.“

 

Auf den ersten Blick scheint alles in Ordnung zu sein; alle arbeiten sehr hart.

Doch mit der Zeit treten folgende Symptome auf:

  • Die Produkt-Roadmap ändert sich monatlich.

  • Das Entwicklerteam herrscht unter dem Druck, dass alles „dringend“ erledigt werden muss.

  • Es entsteht eine Diskrepanz zwischen der dem Kunden erzählten Geschichte und der Realität des Produkts.

  • Technische Schulden häufen sich an, und niemand übernimmt die Verantwortung dafür.

 

Tatsächlich ist das Problem meist ganz einfach:

Rollen, Verantwortlichkeiten und Entscheidungsbereiche sind nicht klar definiert.

Im Folgenden werden die am engsten miteinander verknüpften Rollen in einer modernen Produktorganisation erläutert.

 

  1. Produktmanager (PM) – „Wir tun, was wir tun, und warum wir es tun?“

 

Kurzbeschreibung:

Der Produktmanager ist der strategische Eigentümer eines Produkts und überwacht sowohl die geschäftlichen als auch die kundenbezogenen Aspekte.

 

Schlüsselfragen:

  • Warum investieren wir in dieses Produkt?

  • Welches Problem lösen wir in welchem Segment?

  • Was ist das Geschäftsziel dieses Produkts: Umsatz, Rentabilität, Marktanteil, NPS, Akzeptanz?

  • Welche Funktionen sollten enthalten sein und in welcher Reihenfolge?

 

Verantwortungsbereiche:

  • Markt- und Kundenbedürfnisse verstehen (Forschung, Kundeninterviews, Datenanalyse)

  • Wettbewerbsanalyse und Herausarbeitung der Alleinstellungsmerkmale.

  • Entwicklung einer Produktvision und Produktstrategie.

  • Die Roadmap erstellen und an den Geschäftszielen ausrichten.

  • Die Fähigkeit, zu Funktionen „Ja/Nein“ zu sagen (und zu erklären, warum)

 

Beispiele für die tägliche Arbeit des Premierministers:

  • Vormittags: Betrachtung von kunden-/datenbezogenen Kennzahlen (Login, Nutzung, Abwanderung, NPS…).

  • Im Laufe des Tages: Sammelt Erwartungen durch Treffen mit Vertrieb, Marketing, Technikteam und Management.

  • Wöchentlich: Überprüfung der Roadmap, Priorisierung, Erkundungssitzungen

 

Metapher: Der Projektmanager ist wie der Kapitän des Schiffes, das das Produkt transportiert . Er legt den Kurs fest, entscheidet, wohin die Reise geht; aber er startet nicht den Motor.

 

  1. Product Owner (PO) – „Was machen wir heute und in welcher Reihenfolge?“

 

Kurzbeschreibung:

Der Product Owner ist die Person, die die definierte Vision und Strategie in die tägliche Arbeit des Entwicklungsteams umsetzt.

 

Schlüsselfragen:

  • Welche Aufgaben muss das Team heute/während des Sprints erledigen?

  • Was sind die Akzeptanzkriterien für diese User Story?

  • Was muss geschehen, damit wir diese Funktion als „fertig“ betrachten können?

 

Verantwortungsbereiche:

  • Backlog-Management und Priorisierung

  • Erstellung und Klärung von Nutzergeschichten.

  • Leitung der Sprintplanung, -verfeinerung, -prüfung und Demo-Prozesse.

  • Enge Zusammenarbeit mit den Entwicklungs- und Testteams.

 

PM vs. PO-Unterscheidung:

  • Premierminister: „Sollen wir in diesen Markt einsteigen oder nicht?“

  • PO: „Die Entscheidung ist gefallen, also setzen wir sie in 3 Sprints in dieser Reihenfolge um.“

 

In manchen Unternehmen werden die Rollen des Projektmanagers und des Produktmanagers in einer Person vereint; dies ist üblich, insbesondere in kleineren Organisationen.

Die gedankliche Trennung der Rollen ist aber dennoch wichtig:

Der eine konzentriert sich auf die Strategie, der andere auf die tägliche Umsetzung.

 

  1. Technischer Produktmanager (PTM / Technischer Produktmanager) –

 

„Wie genau setzen wir das technisch um, mit welcher Infrastruktur?“

Diese Rolle gehört zu den am wenigsten beachteten Rollen in der Türkei, ist aber gleichzeitig eine der Rollen, die am häufigsten Projekte retten.

 

Kurzbeschreibung:

Produkttechnische Manager sind verantwortlich für die technische Architektur, die Integrationen und die unsichtbaren Qualitätskriterien eines Produkts .

 

Schlüsselfragen:

  • Welche Architektur gewährleistet die langfristige Nachhaltigkeit dieses Produkts?

  • Welche Risiken bestehen hinsichtlich Leistung, Sicherheit und Skalierbarkeit?

  • Wie können wir diese Integration so gestalten, dass sie sowohl flexibel als auch nachhaltig ist?

  • Wie werden wir mit technischen Schulden umgehen?

 

Verantwortungsbereiche:

  1. Technische Architektur und Infrastruktur:

    • Monolithische Architektur vs. Microservice-Architektur, ereignisgesteuerte Architektur vs. klassische Architekturen

    • Versionierung, API-Design, Datenmodell

  2. Nichtfunktionale Anforderungen (NFR):

    • Leistung, Latenz, Verfügbarkeit, Sicherheit, Protokollierung, Überwachung

    • Alle Kriterien, die „der Benutzer nicht bemerkt, die aber die Produktion einsparen“

  3. Technisches Schuldenmanagement:

    • Refactoring erforderlich

    • Integration mit Altsystemen

    • Infrastruktur-Upgrades, Versionsaktualisierungen

  4. Integrations- und Plattformübersicht:

    • Das Produkt kommuniziert mit CRM-, ERP-, Zahlungssystemen und Partner-APIs.

    • API-First-Ansatz und Ökosystemdenken

 

Wo ist es besonders kritisch?

  • B2B SaaS-Produkte

  • Fintech, Bankwesen, Zahlungssysteme

  • Telekommunikation, Plattformen für Transaktionen mit hohem Volumen.

  • IoT-/Geräte- und Cloud-Integrationsprodukte

 

Metapher: Wenn der Projektmanager (Polizeibeamter) der Kapitän des Schiffes ist, dann ist der Produkttechnische Manager wie der Schiffsingenieur und der Chefingenieur . Selbst wenn man den besten Kurs wählt, strandet man auf halber Strecke, wenn der Motor nicht richtig konstruiert ist.

 

  1. Produktmarketing-Manager (PMM) – „Wie wollen wir am Markt wahrgenommen werden?“

 

Kurzbeschreibung:

PMM besitzt die Marktpositionierung, die Botschaft und die Geschichte des Produkts.

 

Schlüsselfragen:

  • Wem bieten wir dieses Produkt an und mit welchem Versprechen?

  • Wie unterscheidet sich unsere Botschaft von der der Konkurrenz?

  • Wie werden wir es einführen und welche Kanäle werden wir nutzen?

  • Wie sollten Vertriebsteams dieses Produkt den Kunden beschreiben?

 

Verantwortungsbereiche:

  • Segmentierung und Definition der Zielgruppe.

  • Wertversprechen und Positionierung

  • Markteintritts- und Einführungsplan.

  • Vertriebsunterstützung (Präsentation, Wettbewerbsstrategie, Einwandbehandlung)

  • Überwachung der Produktwahrnehmung und -leistung am Markt.

 

PMM arbeitet sehr eng mit PM zusammen:

  • PM: Entwirft das Produkt.

  • PMM: Entwirft die Story und die Bühnenperformance des Produkts.

 

  1. UX / UI & Forschung – „Fühlt sich der Nutzer wirklich wohl?“

 

Kurzbeschreibung:

UX/UI-Teams gestalten die Benutzerfreundlichkeit, das Nutzererlebnis und den Ablauf des Produkts.

 

Schlüsselfragen:

  • Warum hängt der Benutzer auf diesem Bildschirm fest?

  • Wie können wir diesen Prozess vereinfachen?

  • Wie nutzen verschiedene Personen dieses Produkt?

 

Verantwortungsbereiche:

  • Nutzerforschung (Interview, Beobachtung, Umfrage, Usability-Test)

  • Erstellung von Personas, Journey Maps und Experience Maps.

  • Wireframe-, Prototyping- und Interface-Design.

  • Erprobungen und Verbesserungsvorschläge

 

Metapher: Bei UX geht es nicht um die "internen Komponenten" eines Produkts, sondern um das "Erlebnisgefühl" , das der Benutzer hat .

Dieselbe Funktion wird, wenn sie schlecht konzipiert ist, zum Ärgernis; wenn sie gut konzipiert ist, wird sie zum Vergnügen.

 

  1. Wachstum / Produktwachstum – „Wie kann dieses Produkt schneller und intelligenter wachsen?“

 

Kurzbeschreibung:

Growth ist das Team/die Rolle, die den Wachstumsmotor des Produkts optimiert.

 

Schlüsselfragen:

  • Wo verlieren wir Nutzer?

  • In welchem Schritt kann eine kleine Berührung einen großen Unterschied machen?

  • Welche Tests helfen uns am meisten beim Lernen?

 

Verantwortungsbereiche:

  • Funnel-Analyse (Akquise, Aktivierung, Kundenbindung, Umsatz, Weiterempfehlung)

  • A/B-Testing und Versuchsplanung

  • Tests zu Preisgestaltung, Verpackung und Onboarding-Erlebnis.

  • Durchführung gemeinsamer Wachstumsexperimente mit PM-, PMM-, Daten- und Vertriebsteams.

 

  1. PM – PO – Dreieck des Produkt- und Technikmanagers

 

Wenn diese drei Rollen zusammenwirken, wird das Produkt in wirtschaftlicher , technischer und betrieblicher Hinsicht gesund.

  • Produktmanager:

    • Was tun wir, und warum tun wir es?

    • Markt, Kunde, Geschäftsziel

  • Produktverantwortlicher:

    • Was machen wir heute und in welcher Reihenfolge?

    • Backlog, Sprint, Stories

  • Technischer Produktmanager:

    • Wie setzen wir das technisch um, mit welcher Infrastruktur?

    • Architektur, nichtfunktionale Anforderungen, Integration, technische Schulden

 

Falls dieses Dreieck unklar ist:

  • PM wird zum Aufgaben-Tracker.

  • Der PO bleibt einfach ein „Projektmanager, der einer Aufgabe zugeordnet ist“.

  • Produkttechnische Manager gibt es entweder gar nicht, oder sie sind „die Feuerwehrleute, die gerufen werden, wenn etwas schiefgeht“.

 

Fragen, die Sie für Ihre eigene Organisation berücksichtigen sollten

 

Nachdem Sie diesen Artikel gelesen haben, können Sie Ihrer eigenen Organisation folgende Fragen stellen:

  1. Sind unsere Rollen als PM, PO und Product Technical Manager klar definiert?

    • Wer trifft welche Entscheidung?

    • Wer hat das letzte Wort, wenn ein Konflikt ausbricht?

  2. Beschäftigen sich Produktmanager tatsächlich mit Strategie und Kunden, oder erledigen sie nur Aufgaben?

  3. Gibt es eine Position für einen technischen Produktmanager, oder bleiben kritische technische Entscheidungen „unbemerkt“?

  4. Gibt es eine Produktmarketingstruktur, die die Verantwortung für die Produktgeschichte übernimmt?

  5. Sind UX-Forschung und Experience Design ein natürlicher Bestandteil der Roadmap oder etwas, womit wir uns befassen, wenn wir Zeit haben?

  6. Gibt es im Bereich Wachstum jemanden oder ein Team, das systematische Experimente durchführt und den Funnel kontinuierlich verbessert?

 

 

Dr. Hakan TETIK

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